Guardian hat geschrieben:Na, auf diesen Beweis bin ich aber gespannt. Bitte aber jetzt keine Zwei-, Drei-, Vier- oder Wie-viel-auch-immer-Teilung der Welt ...
Die Frage nach einem Leben, das dem biologischen Sterben folgt, ist nach meiner Auffassung eng verwoben mit der Bewusstseinsdefinition des Menschen. Aus dem 1. thermodynamischen Hauptsatz (Energieerhaltungssatz), der im Allgemeinen als wissenschaftlich eruiertes Faktum betrachtet werden kann, resultiert nämlich, dass alles in unserem Universum Existente unvernichtbar ist. Es gibt zum Beispiel lediglich Transformationen und Umwandlungen von Masse und Energie, aber niemals deren totale Zerstörung.
Führt man das menschliche Bewusstsein gemäß dem materialistisch orientierten Reduktionismus auf neuronale Prozesse zurück, geht man davon aus, es handele sich bei der Individualität des menschlichen Bewusstseins lediglich um eine Funktion einer hochevolvierten Materie (Gehirn + elektrische Impulsleitung), dann ist die Annahme, dass das menschliche Bewusstsein und damit auch das Menschenleben als solches mit dem Hirntod ende, folgerichtig.
Aber muss denn diese These der Wahrheit entsprechen? Der Monismus ist doch bloß eine hypothetisch-menschliche Anschauung bezüglich der Entstehung und des Wesens des Bewusstseins. Er ist doch keinesfalls als Realität verifiziert, zumal viele relevante Fragen in diesem Modell keine Antwort finden. Unklar bleibt beispielsweise, welcher Komponenten das Materielle denn bedarf, um sich selbst zu erkennen, reflektieren und bewusst entscheiden und handeln zu können, wie es ausschließlich dem Menschen gegeben ist? Weder Affen, noch Hunde, noch Katzen, noch Rosen, noch Gegenstände können von einer Entscheidungsfreiheit und Selbstkritik profitieren. Deshalb nimmt die menschliche Existenz durchaus einen ganz speziellen Status im Bereich des Lebenden ein. Was müssten Informatiker zum Beispiel einem Computer beifügen, damit er des bewussten Entscheidens und Agierens fähig wird?
Oftmals beherrscht ja eine dem Menschen unbewusste Motivation die individuelle Weltsicht und das Handeln. Vielleicht meinen einige Personen deshalb pauschal, es schicke sich nicht, als Atheist, Agnostiker oder skeptischen Rationalisten an die autonome Existenz des menschlichen Bewusstseins zu glauben, die dann zweifelsfrei mentaler Natur wäre. Ich erachte das als falsch. Wissenschaftlichkeit und eine mentale Dimension schließen einander nicht vollends aus, sobald die Theorien, die den Geist erfassen und beschreiben, wissenschaftstheoretisch definierten Falsifikationskriterien genügen. Nicht der Inhalt einer Theorie bestimmt zwingend den Grad der Wissenschaftlichkeit, sondern ihre prinzipielle Falsifizierbarkeit.
Es existieren mehrere Indizien, die dafür sprechen, dass man das Bewusstsein des Menschen zu Recht als etwas Autarkes begreifen kann. Anzuführen sind diesbezüglich zum Beispiel sieben Herzstillstandpatienten, die im EEG zugleich keinerlei Hirnströme mehr aufwiesen. Die elektrische Aktivität des Gehirns war also vollkommen stagniert. Dennoch konnten jene Patienten während dieses Zeitraumes stattgefunden habende Konversationsthemen von Ärzten und Pflegepersonal des Krankenhauses korrekt wiedergeben, nachdem sie aus ihrem komatösen Zustand erwachten. Im Menschen muss demzufolge noch etwas anderes vorhanden sein, das imstande ist, auch unabhängig vom Gehirn die Realität wahrzunehmen, denn ein vollends inaktives Gehirn ist auch nicht mehr in der Lage, akustische Reize cerebral zu verwerten. Der auditive Kortex war ja zu jenem Zeitpunkt absolut untätig.
Die Alternative zum oben erläuterten reduktionistischen Monismus stellt die dualistische Position in Bezug auf Gehirn und Geist dar. Hier wird das Bewusstsein, das zum Bereich des Immateriellen zu klassifizieren ist, als etwas Autonomes verstanden, das auf quantenphysikalischer Ebene über Wahrscheinlichkeitsfelder mit den Neuronen der Großhirnrinde interagiert. Weil es in der Quantenmechanik üblich ist, die Welt des Kleinsten mit Hilfe von Teilchenmodellen zu beschreiben, halte ich es persönlich für sinnvoll, zur Erleichterung des Verständnisses die Psychonen als die Elementarteilchen des Bewusstseins einzuführen. Bei jenen Partikeln handelt es sich um masselose Teilchen, wie wir es bereits von Photonen und Gluonen kennen. Da das Bewusstsein in dieser Theorie nicht als Produkt der cerebralen Aktivität des Frontallappens begriffen wird, ist der Schluss, dass eben dieses Bewusstsein mit dem Tod des Gehirns verschwindet, nicht mehr gerechtfertigt. Im Gegenteil: Existiert das Bewusstsein als etwas Eigenständiges, muss es, um mit dem empirisch bestätigten Energieerhaltungssatz kongruent zu sein, auch nach dem Sterben des einzelnen Menschen fortbestehen.