Fernand Bonet hat geschrieben:
Hi Bio,
ich habe etliche Deiner Beiträge gelesen. Du bist immer diszipliniert und sehr sachlich. Deine Beiträge sind informativ und zeugen von einem hohen Ausbildungsstand.
Nun frage ich mich allerdings, wie ein Mensch mit einer solch profunden Ausbildung überhaupt hier, in diesem Forum, ausführliche und durchdachte Beiträge schreibt, die doch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen- also äußerst arbeitsintensiv sind. -um dann ledigliche Aggressionen von Laien als Lohn in Empfang zu nehmen?
Was ist Deine Motivation? Das ist mir unerklärlich. Könntest Du darauf eine Antwort geben?
Ich habe als Laie eine Fachfrage. Die Evolution bleibt ja nicht stehen (oder doch?).
Könnte es Menschen in der Gesellschaft geben, die inzwischen einen "höheren" Entwicklungsstand haben als andere, also den Entwicklungsstand des homo sapiens übertreffen- ohne, dass wir Normalos das mitbekommen?
Könnte G. Todoroff ein solches Wesen sein?
Grüße
Bonet
Hi Bio,
ich habe etliche Deiner Beiträge gelesen. Du bist immer diszipliniert und sehr sachlich. Deine Beiträge sind informativ und zeugen von einem hohen Ausbildungsstand.
Nun frage ich mich allerdings, wie ein Mensch mit einer solch profunden Ausbildung überhaupt hier, in diesem Forum, ausführliche und durchdachte Beiträge schreibt, die doch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen- also äußerst arbeitsintensiv sind. -um dann ledigliche Aggressionen von Laien als Lohn in Empfang zu nehmen?
Was ist Deine Motivation? Das ist mir unerklärlich. Könntest Du darauf eine Antwort geben?
Ich habe als Laie eine Fachfrage. Die Evolution bleibt ja nicht stehen (oder doch?).
Könnte es Menschen in der Gesellschaft geben, die inzwischen einen "höheren" Entwicklungsstand haben als andere, also den Entwicklungsstand des homo sapiens übertreffen- ohne, dass wir Normalos das mitbekommen?
Könnte G. Todoroff ein solches Wesen sein?
Hi FBonet,
Danke!
Was meine Motivation angeht: Zuallererst mal ist es ein "Hobby". Ich hatte u.a. Paläontologie und Zoologie (Evolution der Wirbeltiere) als Nebenfächer und Genetik als Hauptfach im Diplom. Mittlerweile arbeite ich in der Immunologie, was nicht direkt mit Evolution o.ä. zu tun hat, aber ich habe mich immer für Evolution, Paläontologie etc. interessiert und das hat sich auch nicht geändert. Von daher gibt mir das Forum Anlass, mich nebenher ein bisschen damit zu beschäftigen. Ich habe beruflich Zugriff auf alle wichtigen Journals und damit auf die entsprechenden Forschungsergebnisse, von daher ist es auch kein großer Aufwand für mich, an vernünftige Daten ranzukommen.
Neben dem Spaß, den es mir macht (anders als im "normalen" Leben brauche ich nur die Artikel lesen, die mich wirklich interessieren...), finde ich es aber auch wichtig, diese Informationen weiterzugeben und auch klarzustellen, was die Evolutionstheorie tatsächlich aussagt und z.B. auch davon abzugrenzen, was einfach Tatsachen sind.
Tatsache ist z.B., dass in verschieden alten Schichten unterschiedliche Lebensformen gefunden werden; dass in jüngeren Schichten Lebensformen gefunden werden, die in älteren nicht gefunden werden; dass in einer Schicht eine Lebensform gefunden wird, die fast, aber nicht genauso aussieht, wie eine Lebensform in der vorangegangenen und der nachfolgenden Schicht. Es gibt Mosaikformen. Es ist eine Tatsache, dass es ein hierarchisches System von Verwandtschaftsbeziehungen (und hier meine ich erstmal nur anatomische Ähnlichkeiten) zwischen den verschiedenen Tierarten gibt, d.h. Gruppen von Tierarten, die näher miteinander verwandt sind als mit anderen Tierarten. Dies gilt auf anatomischer Ebene (siehe z.B. homologe Organe) und es wird immer deutlicher, dass es auch auf molekularer Ebene so ist (ca. 400 Genome verschiedener Organismen sind schon vollständig sequenziert, 1600 weitere werden derzeit sequenziert und z.B. die Datenbank der GenBank, in dem alle Sequenzdaten, die jemals veröffentlicht worden sind, gesammelt werden, wächst exponentiell und umfasst Millionen von Sequenzen). Es gibt Pseudogene, Zeichen von Chromosomenverschmelzung oder Duplikation von Genen. Es ist auch eine Tatsache, dass Atavismen auftreten und es rudimentäre Organe gibt. Es ist eine Tatsache, dass man Artbildung beobachtet hat und beobachten kann.
Diese Tatsachen kann man nicht wegdiskutieren, es gibt sie einfach. Diese Tatsachen kann man nicht einfach ignorieren, wenn es einem in den Kram passt, eine Erklärung muss diese Tatsachen mit einbeziehen, sonst ist die Erklärung sinnlos.
Die Evolutionstheorie erklärt diese Tatsachen hervorragend und bringt sie in einen Zusammenhang. Auch bei der Evolutionstheorie selbst muss man mindestens zwei Dinge unterscheiden. Das eine ist "Common Descent" (alle Organismen stammen von einer "Urzelle" ab), das andere ist der Mechanismus, durch den Variationen auftreten, sich durchsetzen, es zur Artbildung kommt etc.
Selbst, wenn nun jemand bestreitet, dass Makroevolution so ablaufen kann, wie die Evolutionstheorie behauptet, dass sie abläuft, hat man damit nicht die gemeinsame Abstammung vom Tisch gewischt. Die Sequenzdaten lassen kaum eine andere logische Erklärung als eine gemeinsame Abstammung zu. Wie anders ist z.B. zu erklären, dass alle Primaten ein Pseudogen für die Produktion von Vitamin C haben? Primaten (inkl. Mensch, natürlich), müssen Vitamin C mit der Nahrung aufnehmen, da der Körper dieses Vitamin nicht selbst aus Vorläufern herstellen kann. Andere Säugetiere können das sehr wohl. Das entsprechende Gen haben auch wir Primaten, allerdings ist es durch Mutation funktionslos geworden. Bei allen Primaten durch die gleiche. Die Wahrscheinlichkeit, dass unabhängig voneinander bei allen Primaten gleichzeitig das gleiche Gen an der gleichen Stelle mutiert ist, ist astronomisch (in diesem Fall tatsächlich). Wenn man an eine getrennte Schöpfung glaubt, muss man annehmen, dass Gott uns ein funktionsloses Gen zur Erzeugung von Vitamin C gegeben hat, uns und allen anderen Primaten. Für mich ist es weit logischer, dass alle Primaten einen gemeinsamen Vorfahren haben, der diese Mutation(en) hatte und sie an alle seine Nachkommen weitergegeben hat, zu denen auch wir gehören.
Wie gesagt, dass ist auch dann so, wenn man keine Ahnung hätte, wie Evolution mechanistisch von statten geht.
Am Beispiel von Amerika kann man sehen, wohin es führt, wenn man nicht von vorneherein falschen Darstellungen entgegentritt. In vielen Fällen ist die Trennung von Kirche und Staat schon aufgehoben, Bush ist ein fundamentalistischer Spinner, der mMn auch nur deshalb gewählt worden ist, und obwohl die Kreationisten schon mehrfach daran gescheitert sind, den ID-Schwachsinn in die Schulen zu bringen (siehe z.B. das hübsche Dover-Urteil), versuchen sie es immer noch in einigen Staaten.
Früher habe ich aus Respekt vor dem Glauben anderer Leute meinen Mund gehalten, wenn die mMn irgendeinen Unsinn über eine gleichzeitige Schöpfung etc. von sich gegeben haben. Aber ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass das falsch ist. Genauso gut könnten sie ja auch behaupten, weil in der Bibel zwei, drei Stellen dahingehend interpretiert werden könnten, dass Homosexualität falsch ist, müsste man Homosexuellen die Bürgerrechte entziehen. *Weil in der Bibel steht* (auch das Interpretationssache), dass Frauen sich dem Mann zu unterwerfen haben, dürfte Gewalt in der Ehe nicht mehr bestraft werden. Was auch immer. Die Geschichte hat gezeigt, dass man aufgrund der Bibel alles Mögliche rechtfertigen kann, auch wenn es dazu in Wirklichkeit keine einzige Bibelstelle gibt. Da würde ich auch nicht meinen Mund halten (Ich möchte aber keinem unterstellen, dass er/sie etwas derartiges tatsächlich rechtfertigen möchte, nicht, dass man mich falsch versteht).
Irgendwelche Antworten, die als Beleidigung gedacht sind, machen mir nun wirklich gar nichts aus. Im Gegenteil, manchmal machen die beleidigenden Teile das Hauptamüsemang aus (Schade, dass Herr T. fast nur noch Copy&Paste macht, die individualisierten Beleidigungen fand ich viel netter).
Mir ist klar, dass ich hier wohl keinen überzeugen werde, aber vielleicht liest der eine oder andere in diesem Forum, der sich noch keine feste Meinung gebildet hat, und wenn ich dazu beitragen kann, dem/r jenigen auch die andere (mehr oder weniger wissenschaftliche) Seite zu zeigen, dann reicht mir das.
Zu Deiner letzten Frage. Das Wort Entwicklung suggeriert es zwar, aber die Evolution läuft nicht in irgendeine Richtung ab, sei es komplexer oder "besser"/"höher" o.ä. Evolution ist das "Ergebnis" von Adaption an die Umgebung; das muss keinesfalls heißen, dass ein nach menschlichen Maßstäben "besserer" Organismus entsteht, nur um das noch mal herauszustellen.
Und natürlich ist Evolution nicht zu Ende. In Malariagebieten gibt es einige Genvarianten, die einen Schutz vor einer Malariainfektion bieten, sehr viel häufiger als in Malaria-freien Gebieten. Es gibt eine Genvariante beim Menschen, die den Träger gegen einen Ausbruch von AIDS schützt, auch diese Variante ist in einigen Gebieten Afrikas mit einem hohen Anteil an HIV-Infizierten weiter verbreitet als anderswo. Das ist Evolution "am Wirken". Und noch ein Beispiel, die Weisheitszähne. Sehr viele Menschen haben Probleme mit diesen Zähnen, weil im Laufe der Entwicklungsgeschichte des Menschen der Kiefer immer kürzer geworden ist und dadurch die Zähne nicht mehr alle genug Platz haben. Das sie erst so spät "kommen", ist ein Zeichen dafür, dass sie so langsam verschwinden (werden). Es gibt schon Leute, die gar keine Weisheitszähne mehr angelegt haben (ich z.B.). Möglicherweise werden Menschen in ein paar tausend Jahren alle keine Weisheitszähne mehr haben, so dass die Zahnformel dann nicht mehr 2 (Schneidezähne) 1 (Eckzahn) 2 (Prämolare) 3 (Molare/Backenzähne), sondern 2 1 2 2 wäre.
Von daher könnte Herr Todoroff durchaus schon Eigenschaften haben, die die zukünftigen Menschen charakterisieren. Ich hoffe allerdings, dass sich das auf rein anatomische Merkmale beschränkt.
MfG, biologe2