@Indigo
Ich habe mir mal die Zeit genommen, und den Vortrag von Prof. Dr. Siegfried Scherer angesehen. Du wirst vielleicht überrascht sein, aber mir hat er sehr gut gefallen. Dieser Mann hat endlich mal genau auf den Punkt gebracht, an welchen Stellen die Evolutionstheorie hinkt. Etwas, zu dem du bisher nicht fähig warst (tut mir Leid, dass ich das so offen sagen muss...).
Beachtenswert fand ich vor allem seine wirklich wissenschaftliche Einstellung, die hier in diesem Forum oftmals fehlt . Er sagt, dass jede Auslegung einer Theorie immer vom Weltbild des "Auslegers" eingefärbt ist: Er gibt gleich zu Beginn zu, dass er überzeugter Christ ist und an Schöpfung glaubt, und er warnt seine Zuhörer, dass seine Darlegungen deswegen auch subjektiv eingefärbt sind. Große Worte, wie ich finde. Sie sprechen auf jeden Fall für Glaubwürdigkeit.
Mir sind an seinem Vortrag einige Dinge aufgefallen, die ich erwähnenswert finde. Deshalb eine kurze kommentierte Zusammenfassung:
Zu Beginn behandelt er die Ursuppentheorie und die Probleme derselben, die wir ja bereits ausführlich diskutiert haben. Er bringt verschieden Argumente dafür, dass die Ursuppentheorie die Entstehung der ersten Organismen nicht hinreichend erklären kann, und kommt schließlich zu folgendem Fazit:
"Ich hab damit Evolution nicht widerlegt. Ich hab nur gesagt wir wissen es nicht. Ob wir es in 10, ob in 20 Jahren wissen - das weiß ich nicht."
Hier, Indigo, hörst du es mit den Worten eines Biologen, der mit Sicherheit in der Materie drinsteckt:
Die Evolutionstheorie ist damit
nicht widerlegt. Auch wenn du immer meinst die Fachwelt sei ja längst zu der Überzeugung gekommen, Evolution und Ursuppe wären Quatsch.
Anschließend geht Scherer auf Fossilfunde ein, und erklärt, dass bisher keine zweifelsfreien Übergangsformen gefunden wurden. Dass es sie nicht gibt, behauptet er nicht. (!!!)
Außerdem gibt er noch Folgendes von sich:
"So, nun ist es nicht so dass die Fossilien keine Argumente für Evolution hergeben."
"Ich könnt ihnen einen ganzen Vortrag halten über gute Argumente für Evolution."
"...was ist wohl das beste Argument für Evolution, nach meiner Meinung. Dann würd ich sagen die relative Anordnung der Fossilien in den Erdschichten. Ganz ganz unten die Einzeller, die ganz einfachen Organismen... je weiter wir nach oben kommen desto komplizierter werden die Organismen und der Mensch taucht erst in den allerobersten Schichten auf."
Er folgert daraus, dass es auf jeden Fall eine Höherentwicklung gegeben hat. (!!!)
Und er gibt (als überzeugter Christ!) zu, dass es viele gute Argumente gibt, die für Evolution sprechen. Sowas nennt man objektive Einstellung, Indigo. Solltest du dir mal ein Beispiel dran nehmen. Dieser Mann übersieht diese Argumente, im Gegensatz zu dir, nicht, obwohl sie seine Weltvorstellung massiv in Frage stellen.
Am Schluss behandelt Scherer die Mechanismen der Evolution und einige Ungereimtheiten, die es an dieser Stelle gibt. Dabei unterscheidet er zwischen Mikroevolution und Makroevolution.
Dass Mikroevolution stattfindet daran hat er keinen Zweifel:
"Diese Prozesse führen zur Variation des Lebens, zur Veränderlichkeit. Sie führen zur Artbildung, zur Entstehung neuer Arten durch mikroevolutive Prozesse. Auch, wie ich meine, zur Gattungsbildung." Das Beispiel Darwinfinken wird als Beleg angerissen (GWUP-Quatsch, wie du es nennst). Natürliche Selektion und Artbildung wird als beobachtbare Tatsache anerkannt. Schlussfolgerung: "Mikroevolution ist empirisch gut belegt."
Dann geht er zur Makroevolution über, also dem Prozess, der zu einer Zunahme der Komplexität von Lebewesen führt. (Mikroevolution tut dies nicht)
Aussage: "Makroevolution ist empirisch nicht belegt." Soll heißen: konnte nicht beobachtet werden.
Außerdem: Unsere Modelle reichen nicht aus, den Prozess der Makroevolution auf molekularer Ebene zu beschreiben. Er macht das am Beispiel des "Bakterienmotors" klar.
Sein Fazit: "Was ist die Schlussfolgerung? Der evolutionäre Ursprung des Bakterienmotors ist unbekannt. Ganz einfach: Wir wissen nicht wie er hätte entstehen können. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, dass er entsteht durch einen evolutionären Prozess. Weiß ich nicht, ich kenn ja nicht alle Fakten. Aber ich weiß eines: Wir wissen
heute nicht wie es gegangen ist."
Auch hier sagt er klar und deutlich, dass wir nicht wissen wie es funktioniert hat. Dass es nach dem Modell der Evolution geschehen sein könnte, schließt er allerdings wieder nicht aus, auch wenn er, wie er sagt, nicht daran
glaubt, dass es durch Evolution geschehen ist.
Nichts von unumstößlichen Gegenbeweisen wie du, Indigo, sie anzubringen pflegst. Lediglich Äußerung berechtigter Kritik. Kritik, die z.T. auf unseren noch unzureichenden Kenntnisstand zurückgeführt wird.
Aufruf an alle in diesem Forum: nehmt euch die Zeit und seht euch diesen Vortrag an. Ist wirklich gut, und fässt alles zusammen, was wir hier bisher besprochen haben.
Indigo hat geschrieben:Alles was er sagt, ist auch falzifizierbar! Verstand & Google hilft!
Wen willst du denn anführen, der glaubwürdiger ist als ein Biologe, der sich mit dieser Thematik beschäftigt? Armin Risi?
Elrik hat geschrieben:Ich identifiziere mich nicht mit den Tieren, ich sehe auf anhieb riesige Unterschiede. Sind dir diese Unterschiede niemals aufgefallen?
Was für eine Frage. Natürlich. Aber die Tatsache, dass z.T. grundlegende Gemeinsamkeiten bestehen, ist doch beachtenswert, oder nicht?
Elrik hat geschrieben:Die Unterschiede herauszufiltern ist schwierieger als Gemeinsamkeiten festzustellen.
Da bin ich gegenteiliger Meinung.
Elrik hat geschrieben:Gott hat es so bestimmt, denn der Evolution fehlt der Wille
Es
gibt eine treibende Kraft in der Evolution. Natürliche Selektion. Und der benötigte Wille ist der Überlebenstrieb den alle Lebewesen gemein haben.
Elrik hat geschrieben:Was weißt du über diese Viecher denn mehr als irgendein Anderer?
Warum sollte ich mehr wissen? Ich führe es ja gerade an, weil jeder davon weiß, um Indigo einen anderen "öffentlichen" Zugang zur Evolutiontheorie zu zeigen, der nicht von einer ominösen Sekte beeinflusst werde konnte.
Elrik hat geschrieben:Sondern dass du deinen Mund auch nur öffnest wie es dir gerade passt ohne auf das einzugehen was dir gesagt, was du gefragt wurdest.
Ich gehe nicht auf das ein, was gesagt wurde? Diese Aussage verblüfft mich zugegebenermaßen etwas. Was mach ich hier denn sonst die ganze Zeit, wenn nicht auf Gesagtes eingehen?
Debussy hat geschrieben:Was ist daran dogmatisch, wenn sich jeder Mensch das völlig unabhängig von anderen überlegen kann?
Wenn Indigo sagt, dass etwas dogmatisch
ist, dann heißt es wohl lediglich, dass er gern hätte, dass es dogmatisch wäre.
Vielleich lässt er sich ja irgendwann vom Gegenteil überzeugen...
Liebe Grüße,
Aragorn