Verfasst: Mittwoch 11. Oktober 2006, 15:39
@Fernand, @epi :
Dieses "Gemeindehaus" ist also in zwei Lager gespalten - Naturwissenschaftler und Theologen ? Kann man das so ausdrücken ? Nun, ich denke, dass es mindestens einen gemeinsamen Nenner zwischen beiden Lagern gibt, man muss ihn nur finden (wollen)
@majstro :
Vielen Dank für den ausführlichen Text; mir ist dadurch das Problem ein wenig klarer geworden. Dazu möchte ich ein wenig aus meinem eigenen Erfahrungsschatz plaudern - als Physiker bekommt man häufig gewisse Probleme, wenn man mit "Fachfremden" über die Physik redet. Dies hat unterschiedliche Ursachen :
1. Oft werden Ansprüche an die Physik gestellt, welche sie gar nicht erfüllen kann und will (wie oben bereits besprochen - die Physik erklärt das Verhalten der unbelebten Materie, aber nicht ihre Herkunft).
2. Der Physiker lebt und arbeitet mit sehr präziser Sprache - es ist (im Gegensatz zur Geisteswissenschaft) kein Raum für Interpretationen. Wenn ein Physiker das Wort "Feld" oder "Kraft" benutzt, hat er eine ganz klare Vorstellung, wovon er redet. Die Terminologie des Physikers ist glasklar und nach harten Kriterien definiert, während ein physikalisch weniger gebildeter Mensch eher an seine Alltagsdefinition denkt, wenn er in einem Fachtext "Energie", "Strahlung" oder "Kraft" liest.
So entstehen häufig Missverständnisse - ein gutes Beispiel dafür ist der Unterschied von Masse und Gewicht. Beide Begriffe werden in der Alltagssprache äquivalent gebraucht; in der Physik wird streng zwischen beiden unterschieden.
3. Da die Physik mittlerweile recht weit fortgeschritten und damit auch sehr umfangreich ist, kann sich ein einzelner Physiker gar nicht mehr in sämtlichen Themengebieten auskennen. Ich bin (eher war, ich habe das Arbeitsleben bereits hinter mir
) Atmosphärenphysiker und habe daher beispielsweise nur sehr wenig Ahnung von den Feinheiten der Kosmologie oder Festkörperphysik.
Die Allgemeinheit erwartet von einem Physiker, dass er auf alle Fragen, die das Materielle betreffen, eine Antwort hat, doch dies ist aufgrund der hohen Komplexität der einzelnen Theorien nicht möglich - und diese Tatsache ruft bei vielen Menschen das Gefühl hervor, die Physiker würden sich selbst in ihren Theorien nicht mehr auskennen. Dies ist ein Trugschluss, welcher zu großen Teilen für das dem Physiker häufig entgegengebrachte Misstrauen verantwortlich ist.
Um dieses Dilemma zu lösen, müssten meiner Meinung nach viel mehr populärwissenschaftliche Bücher geschrieben werden, um der breiten Masse die Physik näher zu bringen und begreiflich zu machen. Viele meiner Kollegen sind nicht dieser Ansicht, da ein populärwissenschaftliches Buch immer Abstriche hinsichtlich der (für uns immens wichtigen) Präzision machen muss. Ich denke jedoch, dass der Steuerzahler, welcher Teilchenbeschleuniger und ähnliches mitfinanziert, über den Sinn dieser Forschung in adäquater Weise aufgeklärt werden sollte.
Zum Lichtäther, Evolution etc. :
Bis jetzt habe ich die Theorie der Evolution immer als logisch erachtet, allerdings habe ich mich natürlich so weit damit auseinandergesetzt, wie es bei manchem Forumsteilnehmer scheinbar der Fall ist. Daher fällt es mir schwer, darüber auf hohem Niveau zu diskutieren.
Mit dem Lichtäther sieht es da schon anders aus - meiner Meinung nach beweist das Michelson-Morley-Experiment klar die Nichtexistenz eines Ätherwindes. Daraus kann man in meinen Augen schnell auf die Nichtexistenz eines Äthers schließen, wenn man die komplizierten Bewegungen der Erde innerhalb unserer Galaxie berücksichtigt. Ich werde dazu aber erst noch ein wenig im Forum blättern, um mir die Gegenargumente anzusehen.
@Alle, allgemein zu diesem Forum:
Hier scheinen sich die Fronten verhärtet zu haben. Wenn es bereits soweit gekommen ist, dass man sich gegenseitig mit Schmähungen betitelt (HIV gegen FGB etc), hat man meist wenig Chancen, zu einem Kompromiss zu kommen. Erfahrungsgemäß entarten solche "Diskussionen" zu einer immer wiederkehrenden Wiederholung der gegenseitigen Standpunkte, ohne dass die eine Partei überhaupt noch offen für die Argumente der anderen Partei ist.
Ich bin Naturwissenschaftler, und habe eine berufsbedingte Abneigung gegen alle Dinge, die blinden Glauben voraussetzen. Was nicht beweisbar ist, zählt nicht - so einfach ist das für mich.
Gleichzeitig halte ich die Werte hoch, welche mir mein Gewissen vorgibt - ich brauche keine Bibel, um mich "gut" zu verhalten, sondern nur mein eigenes Verständnis vom friedlichen Zusammenleben der Menschen, unter Berücksichtigung des menschlichen Triebes nach Individualismus und Entfaltung. Natürlich decken sich viele meiner Werte mit den christlichen Werten wie Nächstenliebe und Respekt vor anderen Menschen, jedoch brauche ich dafür keine Anleitung und kein Regelwerk, sondern nur mein eigenes Moralempfinden.
Gruß von Phex
P.S. Ich entschuldige mich für diese weite Ausschweifung - mit dem Thema Laser und Relativitätstheorie hat mein Beitrag wirklich nichts zu tun... wenn es gewünscht ist bzw. wenn ein anderer Themenstrang für meinen Text besser geeignet ist, könnte der Admin ihn bitte verschieben
Dieses "Gemeindehaus" ist also in zwei Lager gespalten - Naturwissenschaftler und Theologen ? Kann man das so ausdrücken ? Nun, ich denke, dass es mindestens einen gemeinsamen Nenner zwischen beiden Lagern gibt, man muss ihn nur finden (wollen)

@majstro :
Vielen Dank für den ausführlichen Text; mir ist dadurch das Problem ein wenig klarer geworden. Dazu möchte ich ein wenig aus meinem eigenen Erfahrungsschatz plaudern - als Physiker bekommt man häufig gewisse Probleme, wenn man mit "Fachfremden" über die Physik redet. Dies hat unterschiedliche Ursachen :
1. Oft werden Ansprüche an die Physik gestellt, welche sie gar nicht erfüllen kann und will (wie oben bereits besprochen - die Physik erklärt das Verhalten der unbelebten Materie, aber nicht ihre Herkunft).
2. Der Physiker lebt und arbeitet mit sehr präziser Sprache - es ist (im Gegensatz zur Geisteswissenschaft) kein Raum für Interpretationen. Wenn ein Physiker das Wort "Feld" oder "Kraft" benutzt, hat er eine ganz klare Vorstellung, wovon er redet. Die Terminologie des Physikers ist glasklar und nach harten Kriterien definiert, während ein physikalisch weniger gebildeter Mensch eher an seine Alltagsdefinition denkt, wenn er in einem Fachtext "Energie", "Strahlung" oder "Kraft" liest.
So entstehen häufig Missverständnisse - ein gutes Beispiel dafür ist der Unterschied von Masse und Gewicht. Beide Begriffe werden in der Alltagssprache äquivalent gebraucht; in der Physik wird streng zwischen beiden unterschieden.
3. Da die Physik mittlerweile recht weit fortgeschritten und damit auch sehr umfangreich ist, kann sich ein einzelner Physiker gar nicht mehr in sämtlichen Themengebieten auskennen. Ich bin (eher war, ich habe das Arbeitsleben bereits hinter mir

Die Allgemeinheit erwartet von einem Physiker, dass er auf alle Fragen, die das Materielle betreffen, eine Antwort hat, doch dies ist aufgrund der hohen Komplexität der einzelnen Theorien nicht möglich - und diese Tatsache ruft bei vielen Menschen das Gefühl hervor, die Physiker würden sich selbst in ihren Theorien nicht mehr auskennen. Dies ist ein Trugschluss, welcher zu großen Teilen für das dem Physiker häufig entgegengebrachte Misstrauen verantwortlich ist.
Um dieses Dilemma zu lösen, müssten meiner Meinung nach viel mehr populärwissenschaftliche Bücher geschrieben werden, um der breiten Masse die Physik näher zu bringen und begreiflich zu machen. Viele meiner Kollegen sind nicht dieser Ansicht, da ein populärwissenschaftliches Buch immer Abstriche hinsichtlich der (für uns immens wichtigen) Präzision machen muss. Ich denke jedoch, dass der Steuerzahler, welcher Teilchenbeschleuniger und ähnliches mitfinanziert, über den Sinn dieser Forschung in adäquater Weise aufgeklärt werden sollte.
Zum Lichtäther, Evolution etc. :
Bis jetzt habe ich die Theorie der Evolution immer als logisch erachtet, allerdings habe ich mich natürlich so weit damit auseinandergesetzt, wie es bei manchem Forumsteilnehmer scheinbar der Fall ist. Daher fällt es mir schwer, darüber auf hohem Niveau zu diskutieren.
Mit dem Lichtäther sieht es da schon anders aus - meiner Meinung nach beweist das Michelson-Morley-Experiment klar die Nichtexistenz eines Ätherwindes. Daraus kann man in meinen Augen schnell auf die Nichtexistenz eines Äthers schließen, wenn man die komplizierten Bewegungen der Erde innerhalb unserer Galaxie berücksichtigt. Ich werde dazu aber erst noch ein wenig im Forum blättern, um mir die Gegenargumente anzusehen.
@Alle, allgemein zu diesem Forum:
Hier scheinen sich die Fronten verhärtet zu haben. Wenn es bereits soweit gekommen ist, dass man sich gegenseitig mit Schmähungen betitelt (HIV gegen FGB etc), hat man meist wenig Chancen, zu einem Kompromiss zu kommen. Erfahrungsgemäß entarten solche "Diskussionen" zu einer immer wiederkehrenden Wiederholung der gegenseitigen Standpunkte, ohne dass die eine Partei überhaupt noch offen für die Argumente der anderen Partei ist.
Ich bin Naturwissenschaftler, und habe eine berufsbedingte Abneigung gegen alle Dinge, die blinden Glauben voraussetzen. Was nicht beweisbar ist, zählt nicht - so einfach ist das für mich.
Gleichzeitig halte ich die Werte hoch, welche mir mein Gewissen vorgibt - ich brauche keine Bibel, um mich "gut" zu verhalten, sondern nur mein eigenes Verständnis vom friedlichen Zusammenleben der Menschen, unter Berücksichtigung des menschlichen Triebes nach Individualismus und Entfaltung. Natürlich decken sich viele meiner Werte mit den christlichen Werten wie Nächstenliebe und Respekt vor anderen Menschen, jedoch brauche ich dafür keine Anleitung und kein Regelwerk, sondern nur mein eigenes Moralempfinden.
Gruß von Phex
P.S. Ich entschuldige mich für diese weite Ausschweifung - mit dem Thema Laser und Relativitätstheorie hat mein Beitrag wirklich nichts zu tun... wenn es gewünscht ist bzw. wenn ein anderer Themenstrang für meinen Text besser geeignet ist, könnte der Admin ihn bitte verschieben
