Enrico hat geschrieben:Du musst dich schon entscheiden.
Entweder dort war alle Masse vereinigt in einem kleinem Punkt oder dort war absolut Nichts.
Ich glaube, ich habe mich an dieser Stelle etwas unklar ausgedrückt. Zuerst bezog ich mich mit "Nichts" auf Nicht-Existenz von Masse, und kurz darauf meinte ich mit "Nichts" den leeren Raum, im Sinne von "Vakuum". Diese beiden "Nichtse" muss man natürlich voneinander abgrenzen, da hast du völlig recht.
Es sollte also eher so heißen:
Am Anfang war nicht Nichts, sondern es gab eine Singularität, einen kleinen Punkt, in dem alle Masse vereinigt war. Dieser unendlich kleine Punkt hatte jedoch keine räumliche Ausdehnung, d.h. es gab keinen Raum in dem etwas hätte existieren können, obwohl etwas da ist. Und hier liegt der Gegensatz zur "leeres Glas"-Analogie.
Bei der Sache mit dem Glas haben wir einen leeren Raum, ein Vakuum, und warten darauf, dass Masse in diesem Raum erscheint. Beim Urknall haben wir Masse, und warten darauf, dass ein Raum erscheint, der die Existenz der Masse erst möglich macht. (Existenz im Sinne von "sich in einem Raum befinden")
Verstehst du jetzt, wie ich das meine?
Natürlich bleibt dann die Frage, wo kommt der Raum her? Kann ein Raum aus dem "Nichts" entstehen? Oder hängen Masse und Raum irgendwie zusammen? Liegt in der bloßen Existenz von Masse bereits der Keim für einen Raum? Dafür müsste man erst einmal definieren, was ein "Raum" eigentlich ist.
Auf jeden Fall weiß die Wissenschaft nicht wo der Raum plötzlich herkam, und wird auch nie Aussagen darüber machen können. Die Relativitätstheorie schiebt dem einen Riegel vor. Man wird sich dem Beginn theoretisch immer weiter (zeitlich) annähern, aber man wird nie erklären können, was genau zum Zeitpunkt des Beginns geschah.
Zum besseren Verständnis möchte ich an dieser Stelle Wikipedia.org zitieren:
Wikipedia hat geschrieben:Das Universum begann mit einem Zustand, bei dessen Beschreibung die bekannten physikalischen Gesetze versagen. Insbesondere muss man davon ausgehen, dass die Zeit selbst „vor“ der sogenannten Planck-Zeit (etwa 5,4·10−44 s, der Einfachheit halber wird meist 10−43 s angegeben) ihre Eigenschaften als Kontinuum verlor, so dass Aussagen über einen „Zeitraum“ zwischen einem Zeitpunkt Null und 10−43 s physikalisch bedeutungslos sind. In diesem Sinn hatte die Planck-Ära keine Dauer. Entsprechendes gilt für den Raum. Für Räume mit einer Längenausdehnung von Null bis zur Planck-Länge (1,6·10−35 m, der Einfachheit halber wird meist 10−35 m angegeben) verliert der Raum seine Eigenschaft als Kontinuum. Daher sind Aussagen über die räumliche Ausdehnung für Räume mit Längenausdehnungen von Null bis 10−35 m sinnlos. In diesem Sinn kann für die Dauer der Planck-Ära keine exakte Angabe zum Volumen des Universums gemacht werden. Für eine Beschreibung des Universums in der Planck-Ära ist eine Theorie der Quantengravitation nötig, die derzeit noch nicht existiert. Erst nach dem Ende der Planck-Ära wird das Universum der physikalischen Beschreibung nach derzeitigem Kenntnisstand zugänglich.
Mein Fazit: Die Gummibärchen-Frage ist ein anschauliches Gedankenexperiment, dass sich allerdings nur bedingt mit den Vorgängen zu Beginn unseres Universums gleichsetzen lässt. Man sollte eher fragen, wie ensteht um den Gummibärchen spontan ein Glas, ohne das die Gummibärchen gar nicht da sind("da" im Sinne von "einen Raum ausfüllen").
Ist ein schwieriges Thema, bei dem man leicht ins Philosphieren und Spekulieren kommt.
Ich hoffe, ich habe nicht mehr verwirrt, als erklärt.
Alles Gute,
Aragorn