Anthropologie -die Regeln mache ich(wie alt ist der Mensch?)
Verfasst: Donnerstag 4. Januar 2007, 14:18
WIE ALT IST DER MENSCH?
Den folgenden Artikel habe ich der Online-Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel am 17.08.2004 entnommen.
ANTHROPOLOGIE
"Die Regeln mache ich"
Gestohlene Knochen von Urmenschen, absurd falsch datierte Skelette und Schädel - steht den deutschen Steinzeitforschern ein einmaliger Skandal ins Haus? Im Zentrum steht ein schillernder Anthropologieprofessor der Frankfurter Universität. Die Kripo ermittelt.
Reiner Protsch von Zieten, 65, ist ein schneidiger Mann. Im feinen Zweireiher, zuweilen auch mit kariertem Holzfällerhemd, links am Arm die Breitling-Uhr und den goldenen Siegelring, fährt der Professor im Porsche ins Institut der Anthropologie und Humangenetik in Frankfurt am Main.
Daheim in seiner Villa lebt der Forscher preußisch gediegen. Hauspersonal pflegt die weitläufigen Flure, in denen der Chef zuweilen zu Empfängen lädt. Er kenne den georgischen Außenminister, erklärt er gern Freunden; zudem coache er eine Baseballmannschaft.
Gern schmückt sich der sportive Akademiker ("Ich schaffe 100 Liegestütze") auch mit seinem berühmten Lehrmeister: dem 1980 verstorbenen US-Nobelpreisträger Willard Libby, Erfinder der Kohlenstoff-Datierung ("C-14-Methode"). Er selbst gibt vor, Nachfahr des Husarengenerals Hans Joachim von Zieten (1699 bis 1786) zu sein, der gern mit Zobelmütze und Tigerdecke über der Schulter unversehens aus buschigem Hinterhalt angriff.
Eine Traumkarriere - die allerdings Risse zeigt. Der "Professor Dr. Dr. rer. nat.", wie er sich im Internet nennt, Fachmann für "Primatenentstehung und -verhalten, Physische Anthropologie, somatologische und osteologische Analysen" sowie 30 weitere Spezialthemen, hat bei seinem zweiten Doktortitel gemogelt. Schon im Februar 2000 verurteilte ihn das Amtsgericht Frankfurt deshalb zu 27 000 Mark Strafe.
Das ficht den Liebhaber dicker Havannas nicht an. Wenn Protsch kommt, machen andere Platz. Einen "Energiebolzen" nennt ihn sein Fachkollege, der Anthropologe Winfried Henke aus Mainz. Seine Zigarren pafft der Institutschef auch im Uni-Fahrstuhl und kratzt die Rauchverbotsschilder ab. Sein Lebensmotto: "Die Regeln mache ich."
Kaum ein Gebein, um das sich der alerte Mann nicht wortreich kümmerte. Mal sucht er in Südafrika nach Fossilien, mal talkt er im TV über den penisverspeisenden Kannibalen Armin Meiwes.
Und nun das: Der altgediente Universitätsgelehrte darf sein Büro nicht mehr betreten: Hausverbot. Ihm wurde der Schlüssel entzogen und Strafanzeige gestellt. Sein Labor in der Siesmayerstraße ist versiegelt. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Ein Verdacht lastet auf dem Nachfahr des Reitergenerals. Er habe 280 institutseigene Schimpansenschädel in den USA verhökern wollen - für 70 000 Dollar, so der Vorwurf. Zeugen gaben bei der Kripo an, die alten Hochschul-Inventarnummern seien überklebt worden.
Neider würden ihn "mobben", entrüstet sich der Beschuldigte; er habe die Primaten von einem Heidelberger Arzt und Ethnologen erworben: "Ich besitze einen Original-Kaufvertrag von 1975."
Doch der Streit um die Schimpansen ist nur eine Marginalie. Die Causa Protsch könnte sich zu einer Katastrophe für die Wissenschaft auswachsen. Auf einen ganzen Forschungszweig fällt derzeit ein Schatten. Die deutsche Paläoanthropologie, so die Befürchtung, wurde womöglich von einem Hallodri genarrt und in die Irre geführt.
Seit 1973 leitet der Gelehrte mit dem grauen Schnauzbart das Frankfurter C-14-Datierungslabor. Zahlreiche berühmte Fossilien hat er untersucht. Der Professor prüfte den 600 000 Jahre alten Unterkiefer des Homo heidelbergensis, er taxierte Neandertaler und bestimmte das Alter von ersten modernen Menschen aus Europa.
Blickte der Akademiker dabei in sein C-14-Zählrohr, als wäre es eine Wahrsagerkugel? Ganze Halden an prähistorischen Knochen wurden von ihm offenbar in die falschen Jahrtausende eingetütet.
Wie groß das Ausmaß an Fehldatierungen ist, haben jetzt der Greifswalder Archäologe Thomas Terberger und sein Kollege Martin Street vom Forschungsbereich Altsteinzeit in Neuwied aufgedeckt. Das Duo klapperte deutsche Museen ab, in denen Skelette liegen, die angeblich aus dem Jungpaläolithikum (40 000 bis 10 000 Jahre vor heute) stammen - jener spannenden Phase in der Menschheitsgeschichte, als der Neandertaler ausstarb und der schlanke Homo sapiens Deutschland besiedelte.
Aber sind die Skelette wirklich so alt? Klarheit sollte her - mit modernster Analysetechnik. Also rammten die Forscher Bohrköpfe in die bräunlichen Gebeine. Der so gewonnene Knochenstaub ging an das C-14-Labor in Oxford.
Die Ergebnisse sind ernüchternd. Viele der Kiefer, Zähne und Gebeine sind in Wahrheit weit jünger als bislang gedacht. "Von den wenigen jungpaläolithischen Menschenresten brechen immer mehr weg", erklärt Terberger.
Bei ihren Recherchen fiel den Fahndern immer wieder der Name Protsch auf. Nun machen sie ihn für "absurde" Fehler verantwortlich. Beispiele:Der berühmte "Neandertaler von Hahnöfersand" lebte laut Protsch vor 36 300 Jahren. Echtes Alter: 7500 Jahre.Die Frau von Binshof-Speyer, ein Kalvarium mit ungewöhnlich guten Zähnen, datierte der Professor auf 21 300 Jahre. In Wahrheit lebte das Mütterchen um etwa 1300 vor Christus.Der Schädel von Paderborn-Sande, genannt "der älteste Westfale" (Protsch-Datierung: "27 400 Jahre plus/minus 600 Jahre"), gehörte einem Opa aus dem Rokoko, der um 1750 starb. "Ich bin enttäuscht", gesteht Barbara Rüschoff-Thale, Leiterin des archäologischen Museums in Herne, das im Besitz des vermeintlichen Ur-Westfalen ist. Der Schädel sei 1976 von einem Bagger hochgespült worden, "angeblich aus 13 Meter Tiefe".
Nach dem Zahlenschock ließ das Museum in eigener Regie noch eine Analyse am Isotopenlabor in Groningen durchführen. Sie bestätigte das neue Ergebnis: "Als wir den Knochen aufschnitten, stank er noch", erzählt Rüschoff-Thale entgeistert.
Protsch hält dagegen: "Die neuen Akzeleratordaten aus Oxford sind alle falsch", erklärte er vorigen Freitag gegenüber dem SPIEGEL. Die Briten hätten die Knochenproben nicht vom Schellack gereinigt und so die Resultate verjüngt.
Doch das ist wenig plausibel: Das englische Labor zählt zu den besten der Welt und führt standardmäßig ein Reinigungsverfahren durch, um eine Kontamination mit Fremdstoffen auszuschalten.
Was also ist da passiert? Wieso unterliefen dem Gelehrten solche Schnitzer?
.............wen ´s interessiert ,
hier geht´s weiter: http://www.christus-kommt-bald.de/01987 ... 1b801.html
Den folgenden Artikel habe ich der Online-Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel am 17.08.2004 entnommen.
ANTHROPOLOGIE
"Die Regeln mache ich"
Gestohlene Knochen von Urmenschen, absurd falsch datierte Skelette und Schädel - steht den deutschen Steinzeitforschern ein einmaliger Skandal ins Haus? Im Zentrum steht ein schillernder Anthropologieprofessor der Frankfurter Universität. Die Kripo ermittelt.
Reiner Protsch von Zieten, 65, ist ein schneidiger Mann. Im feinen Zweireiher, zuweilen auch mit kariertem Holzfällerhemd, links am Arm die Breitling-Uhr und den goldenen Siegelring, fährt der Professor im Porsche ins Institut der Anthropologie und Humangenetik in Frankfurt am Main.
Daheim in seiner Villa lebt der Forscher preußisch gediegen. Hauspersonal pflegt die weitläufigen Flure, in denen der Chef zuweilen zu Empfängen lädt. Er kenne den georgischen Außenminister, erklärt er gern Freunden; zudem coache er eine Baseballmannschaft.
Gern schmückt sich der sportive Akademiker ("Ich schaffe 100 Liegestütze") auch mit seinem berühmten Lehrmeister: dem 1980 verstorbenen US-Nobelpreisträger Willard Libby, Erfinder der Kohlenstoff-Datierung ("C-14-Methode"). Er selbst gibt vor, Nachfahr des Husarengenerals Hans Joachim von Zieten (1699 bis 1786) zu sein, der gern mit Zobelmütze und Tigerdecke über der Schulter unversehens aus buschigem Hinterhalt angriff.
Eine Traumkarriere - die allerdings Risse zeigt. Der "Professor Dr. Dr. rer. nat.", wie er sich im Internet nennt, Fachmann für "Primatenentstehung und -verhalten, Physische Anthropologie, somatologische und osteologische Analysen" sowie 30 weitere Spezialthemen, hat bei seinem zweiten Doktortitel gemogelt. Schon im Februar 2000 verurteilte ihn das Amtsgericht Frankfurt deshalb zu 27 000 Mark Strafe.
Das ficht den Liebhaber dicker Havannas nicht an. Wenn Protsch kommt, machen andere Platz. Einen "Energiebolzen" nennt ihn sein Fachkollege, der Anthropologe Winfried Henke aus Mainz. Seine Zigarren pafft der Institutschef auch im Uni-Fahrstuhl und kratzt die Rauchverbotsschilder ab. Sein Lebensmotto: "Die Regeln mache ich."
Kaum ein Gebein, um das sich der alerte Mann nicht wortreich kümmerte. Mal sucht er in Südafrika nach Fossilien, mal talkt er im TV über den penisverspeisenden Kannibalen Armin Meiwes.
Und nun das: Der altgediente Universitätsgelehrte darf sein Büro nicht mehr betreten: Hausverbot. Ihm wurde der Schlüssel entzogen und Strafanzeige gestellt. Sein Labor in der Siesmayerstraße ist versiegelt. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Ein Verdacht lastet auf dem Nachfahr des Reitergenerals. Er habe 280 institutseigene Schimpansenschädel in den USA verhökern wollen - für 70 000 Dollar, so der Vorwurf. Zeugen gaben bei der Kripo an, die alten Hochschul-Inventarnummern seien überklebt worden.
Neider würden ihn "mobben", entrüstet sich der Beschuldigte; er habe die Primaten von einem Heidelberger Arzt und Ethnologen erworben: "Ich besitze einen Original-Kaufvertrag von 1975."
Doch der Streit um die Schimpansen ist nur eine Marginalie. Die Causa Protsch könnte sich zu einer Katastrophe für die Wissenschaft auswachsen. Auf einen ganzen Forschungszweig fällt derzeit ein Schatten. Die deutsche Paläoanthropologie, so die Befürchtung, wurde womöglich von einem Hallodri genarrt und in die Irre geführt.
Seit 1973 leitet der Gelehrte mit dem grauen Schnauzbart das Frankfurter C-14-Datierungslabor. Zahlreiche berühmte Fossilien hat er untersucht. Der Professor prüfte den 600 000 Jahre alten Unterkiefer des Homo heidelbergensis, er taxierte Neandertaler und bestimmte das Alter von ersten modernen Menschen aus Europa.
Blickte der Akademiker dabei in sein C-14-Zählrohr, als wäre es eine Wahrsagerkugel? Ganze Halden an prähistorischen Knochen wurden von ihm offenbar in die falschen Jahrtausende eingetütet.
Wie groß das Ausmaß an Fehldatierungen ist, haben jetzt der Greifswalder Archäologe Thomas Terberger und sein Kollege Martin Street vom Forschungsbereich Altsteinzeit in Neuwied aufgedeckt. Das Duo klapperte deutsche Museen ab, in denen Skelette liegen, die angeblich aus dem Jungpaläolithikum (40 000 bis 10 000 Jahre vor heute) stammen - jener spannenden Phase in der Menschheitsgeschichte, als der Neandertaler ausstarb und der schlanke Homo sapiens Deutschland besiedelte.
Aber sind die Skelette wirklich so alt? Klarheit sollte her - mit modernster Analysetechnik. Also rammten die Forscher Bohrköpfe in die bräunlichen Gebeine. Der so gewonnene Knochenstaub ging an das C-14-Labor in Oxford.
Die Ergebnisse sind ernüchternd. Viele der Kiefer, Zähne und Gebeine sind in Wahrheit weit jünger als bislang gedacht. "Von den wenigen jungpaläolithischen Menschenresten brechen immer mehr weg", erklärt Terberger.
Bei ihren Recherchen fiel den Fahndern immer wieder der Name Protsch auf. Nun machen sie ihn für "absurde" Fehler verantwortlich. Beispiele:Der berühmte "Neandertaler von Hahnöfersand" lebte laut Protsch vor 36 300 Jahren. Echtes Alter: 7500 Jahre.Die Frau von Binshof-Speyer, ein Kalvarium mit ungewöhnlich guten Zähnen, datierte der Professor auf 21 300 Jahre. In Wahrheit lebte das Mütterchen um etwa 1300 vor Christus.Der Schädel von Paderborn-Sande, genannt "der älteste Westfale" (Protsch-Datierung: "27 400 Jahre plus/minus 600 Jahre"), gehörte einem Opa aus dem Rokoko, der um 1750 starb. "Ich bin enttäuscht", gesteht Barbara Rüschoff-Thale, Leiterin des archäologischen Museums in Herne, das im Besitz des vermeintlichen Ur-Westfalen ist. Der Schädel sei 1976 von einem Bagger hochgespült worden, "angeblich aus 13 Meter Tiefe".
Nach dem Zahlenschock ließ das Museum in eigener Regie noch eine Analyse am Isotopenlabor in Groningen durchführen. Sie bestätigte das neue Ergebnis: "Als wir den Knochen aufschnitten, stank er noch", erzählt Rüschoff-Thale entgeistert.
Protsch hält dagegen: "Die neuen Akzeleratordaten aus Oxford sind alle falsch", erklärte er vorigen Freitag gegenüber dem SPIEGEL. Die Briten hätten die Knochenproben nicht vom Schellack gereinigt und so die Resultate verjüngt.
Doch das ist wenig plausibel: Das englische Labor zählt zu den besten der Welt und führt standardmäßig ein Reinigungsverfahren durch, um eine Kontamination mit Fremdstoffen auszuschalten.
Was also ist da passiert? Wieso unterliefen dem Gelehrten solche Schnitzer?
.............wen ´s interessiert ,
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