Todoroff hat geschrieben:Zerebralzebra hat geschrieben:Hat Gott überhaupt etwas zur Naturwissenschaft gesagt? Wo?
Kol 2,8
Gebt acht, daß euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen.
Elementarmächte der Welt sind die schwachen und starken Kernkräfte, Gravitation und elektromagnetische Energie, die Eigenschaften der Materie.
Na ja, für denjenigen, der diesen Vers aus dem Kolosser-Brief geschrieben hat, waren die Elementarmächte der Welt nicht die starke und die schwache Kernkraft etc., sondern wohl eher die Elemente (Feuer, Erde, Wasser, Luft) wie Empedokles sie aufgestellt hat. Die moderne Naturwissenschaft dagegen, die die Natur nicht bloß beobachtet, sondern ihr "Gesetze vorschreibt" wie Kant so schön sagt, war noch lange nicht geboren. Das antike 4-Elemente-Modell war ein Versuch, Beobachtungen in der Natur zu systematisieren, während die moderne Naturwissenschaft schon so manches Gesetz gefunden hat, nach dem sich die Natur unter standardisierten Bedingungen vorhersagbar verhält. Es reicht den Damen und Herren NaturwissenschaftlerInnen nämlich nicht zu glauben, was ihre KollegInnen ihnen sagen - auf jeden Fall dann nicht, wenn sie das selbe Feld beackern.
Ich gebe ihnen aber insoweit recht, dass man den Vers aus dem Kolosser so verstehen kann wie Sie. Man könnte ihn genauso naturwissenschaftsfreundlicher interpretieren und meinen Jesus Christus wäre nur in moralischem Sinne wichtig, also bei der Anwendung der Elementarmächte der Welt. Ich lehne die Bibel als Autorität überhaupt ab. Nun sehe ich bei Ihnen aber keinen zwingenden Grund dafür, sich auf die eine oder andere Weise zu diesem Zitat zu stellen.
Todoroff hat geschrieben:Wir WISSEN nichts, gar nichts - wieso dann mehr? Wir GLAUBEN mehr, wissen aber nichts.
Sie sind in Ihrem Skeptizismus nicht konsequent - zum einen sagen Sie, dass die Naturwissenschaft notwendig auf die Atombombe und damit auf die Auslöschung der Menschheit führe, zum andern sagen Sie, dass man den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima nur glauben könne.
Wenn Sie konsequent - ohne konkreten Grund allerdings - an allem zweifelten, woran man zweifeln kann, dann könnten Sie sich nicht mehr auf die reale Welt beziehen - z. B. in der Weise wie Sie Fehler in der Wissenschaft und Missstände in der Welt anprangern. Dann könnten Sie auch nicht behaupten, der weitaus überwiegende Teil der Menschheit sei der Hölle bestimmt, weil er nicht Jesus Christus folgt. Ich glaube nämlich, Sie kennen die allermeisten Menschen gar nicht persönlich.
Die Bibel kann einem nicht sagen wie die Welt von heute aussieht - z. B. ob die Atombombe über Hiroshima gezündet wurde oder es sich dabei lediglich um eine Presse-Ente (oder einen Papiertiger?) handelt. Sie können keinen zwingenden Grund dafür angeben, warum man nun ausgerechnet der Bibel glauben soll.
Was ist ein Naturzwang?
Dem Naturzwang sind alle Menschen ausgesetzt: man muss essen, wie ich irgendwo schon geschrieben habe, gibt die Natur die Sachen, die man braucht nicht von alleine her. Also muss man sich mit ihr auseinandersetzen, sie bearbeiten, beherrschen. Je besser die Naturbeherrschung klappt, um so besser für das bedürftige Wesen Mensch und für alles, was man so geistig nennt. Die Mathematik, die Sie ja wohl gelten lassen, z. B. hätte es nie in einem Bewusstsein gegeben, wenn es den Menschen nicht irgendwann einmal gelungen wäre, die Zeit, die sie für ihr Überleben aufwenden zu verkleinern, ihr eine gewisse Ecke Muße abzuzwacken. Wenn man den lieben langen Tag mit Mammutjagen, Früchteernten oder Feldbestellen zu tun hat, kann man nicht viel denken. Von dieser materialistischen Betrachtungsweise aus ergibt sich ein weiterer Zweifel an Ihrem Skeptizismus: Sie wären ja gar nicht da, gäbe es nicht die immer besser gelingende Naturbeherrschung. Die funktioniert arbeitsteilig, und sie (um mal eine Formulierung von Ihnen zu gebrauchen:) IST, obwohl man selbst allenfalls einen kleinen Ausschnitt von ihr unmittelbar mitkriegen kann.
Zerebralzebra hat geschrieben:Wenn damit gemeint ist, man solle keinerlei eigene Zwecke verfolgen, dann werde Gott einen schon erhalten, dann transportiert dieses Zitat eine Aussage, die falsch ist.
Wie meinen Sie das?
Ich hatte das Zitat Joh 16, 24 halt so verstanden, dass die Menschen doch einfach mal Gott um das bitten sollten, was sie so brauchen, er würde es ihnen dann schon geben. Da würde ich sagen: Ein schlechter Tip, denn da kann man lange warten.
Zerebralzebra hat geschrieben:Eine Diskussion über Zwecke und nicht über Mittel fände ich spannend. Ja, dann müsste man halt mal über sowas wie Politik reden. Die kritiseren Sie nämlich falsch.
Begründung.
Ach ja, ich bezweifle halt, dass bereits eine für Menschen schädliche Absicht dabei rausspringt, wenn man sich bemüht, sich die Natur mit entsprechender Wissenschaft besser verfügbar zu machen. Ich würde halt sagen, man müsste sich darüber unterhalten, welche Zwecke schädlich für Menschen sind und wie es dazu kommt sie zu setzen. Ist das denn so schwer zu verstehen?
Da Sie an Medizin nicht glauben, mal nicht das Lepra-Beispiel, sondern Essen (oder glauben Sie auch noch, dass in Wahrheit nur Jesus Christus satt macht und nicht das Käsesandwich?): Es gibt genug zu essen auf der Welt. Leute haben Hunger, kriegen aber nichts, weil sie kein Geld haben. Ich finde das doof, will das nicht und finde die Gesellschaft sollte irgendwie anders sein, damit niemand mehr hungert. Daher mein Vorschlag mal über sowas wie Politik zu reden.
Aber Sie finden Elend ja toll, da verdoppelt Gott halt die ihm missliebige seelisch-geistige Konstitution seiner lieben Kinder (auch wenn Sie gerade erst geboren sind - na ja, dann ist es halt ne Prüfung. Unser lieber Gott hat halt seinen eigenen Willen, aber man darf ja nichts sagen. Ach so, darf man schon, aber dann kommt man erstmal für ne ganze Weile in die Hölle. Das muss wahre Liebe sein.).
Dass es Leuten mies geht, ist Ihnen schnuppe (gut bei sich selbst würden Sie vielleicht mal ne Ausnahme machen; oder zumindest Einschränkungen). Sie stört es allenfalls, wenn Menschen sterben oder die ganze Menschheit. Wenn die Liebe Gottes so gleichgültig gegen Elend, gegen den Inhalt der Existenz ist, dann kann man darauf gar keinen Wert legen.
Aber Sie haben noch nicht auf meinen logischen Einwand geantwortet: Vom Einzelnen kann man nicht auf das Allgemeine schließen, also kann man auch nicht von einzelnen Fehlern in den Disziplinen der Naturwissenschaft auf die grundsätzliche Falschheit der Naturwissenschaft per se schließen.
Im übrigen nochmal - ohne den Fortschritt in der Naturbeherrschung wären wir
a) nicht da,
b) könnten wir beide nicht in dieses Forum reinschreiben.
Und durch die Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist.
Moroni 10, 5