Obiges Zitat von mir will nichts beweisen, sondern den Gegenstandsbereich benennen, den du leugnest. Du behauptest Sache nach, es gäbe gar keine Zwecke, die wären bloße Einbildung.El hat geschrieben:Naja, da nutzt du das von dir angepeilte Ergebnis, um es mit sich selbst zu beweisen. Wenn das menschliche Denken den Naturgesetzen folgt sind sie selbstverständlich dafür zuständig.Zerebralzebra hat geschrieben:Mit der bewussten Planung entsteht in der Welt (nicht darüber^^) eine Totalität menschlicher Zwecke, in der die naturwissenschaftlichen Gesetze nicht etwa außer Kraft gesetzt sind, sondern für die diese gar nicht zuständig sind.
In einem Organismus sind die Teile funktionsmäßig (das meinte ich mit zweckmäßig) aufeinander verwiesen. Wenn du Zweckförmigkeit in der Natur leugnest, kann die Hirnphysiologie auch gleich einpacken. Denn dann zerfällt der Organismus in lauter physikalischer und chemischer Prozesse. Da du (würd' ich mal sagen) die Existenz menschlicher Zwecke leugnest, kannst du außerdem nicht erklären, warum sich Leute überhaupt damit abgeben, Krankheitsbilder zu erstellen.El hat geschrieben:Was meinst du denn?Zerebralzebra hat geschrieben: Dazu mal ein gewagter Analogieschluss: Leben widerspricht nicht den Gesetzen von Physik und Chemie. Aber sie reichen nicht aus für eine Unterscheidung zwischen Belebtem und Unbelebtem. Denn man braucht zusätzlich noch einen Begriff von Zweckmäßigkeit, um das Leben zu definieren.
Na ja, der Gegensatz natürlich nicht natürlich existiert ja deiner Meinung nach nicht. Wichtiger finde ich, dass du offenbar meinst, dass die Gesellschaft besser einrichten zu wollen, komplett sinnlos ist.El hat geschrieben:Seh ich anders. Wenn es den Menschen schlecht geht und sie in einer "natürlichen" Gesellschaft leben ist es nicht besser, als wenn es ihnen schlecht geht und sie in einer "unnatürlichen" Gesellschaft leben.Zerebralzebra hat geschrieben: Die Unterscheidung "natürlich vs. unnatürlich" wird z. B. dann wichtig, wenn Menschen nicht aufgrund eines Mangels an Nahrung in der Welt hungern, sondern wegen einer mangelhaften Einrichtung der Gesellschaft.
Und ich würde huntdertmal lieber in einer "unnatürlichen" und glücklichen als in einer "natürlichen" und unglücklichen Gesellschaft leben...
Woraus schließt du das? Du bist doch anscheinend schon mal ein Gegenbeispiel.El hat geschrieben:Der Mensch ist wohl nicht wirklich gut in der Lage, diese Vorstellung wirklich zur Grundlage seines Denkens zu machen.
(quote="El"]
Politische Botschaften ändern und entwickeln sich natürlich genauso wie und mit der Kultur.Zerebralzebra hat geschrieben:Tja, wenn es um politische Zwecke geht, hat die Hirnphysiologie überhaupt nichts beizutragen. Man kann sich z. B. fragen, welchen Ursprungs etwa der über Volksempfänger verbreitete politische Input ist.
"Input" meint nicht die Werbung "Du wählst jetzt Partei xy" und dann macht man das. Zum Input gehören sämtliche Erlebnisse und Sinneseindrücke.Zerebralzebra hat geschrieben: Und dass dieser oder jene Input die Menschen mit Notwendigkeit politisch so oder anders polt, behauptet eine nun wirklich albern simple Manipulationstheorie, die schon empirisch nicht zu halten ist.
Natürlich, was meinst du wieviel Input ein Mensch in seinem Leben bekommen hat. Selbst wenn man die Daten im Gehirn exakt abrufen könnte, könnte man sie nicht speichern, geschweige denn analysieren, das würde kein Rechner der Welt schaffen. Und um gesellschaftliche Phänomene zu untersuchen, müsste man das auch noch mit vielen Menschen machen. Es ist einfach nicht möglich. Natürlich blendet man das in der Forschung aus, geht nicht anders. Letztlich sind dafür deshalb auch Soziologie und Psychologie zuständig, schon alleine weil es eben nicht anders geht.[/quote]Zerebralzebra hat geschrieben: Das ist doch das Elend an diesen Überschreitungen des Gegenstandsbereichs der Hirnphysiologie: Völlig borniert werden gesellschaftliche Phänomene ausgeblendet, und man konzentriert sich auf den einzelnen Menschen, der ja nicht merkt, dass sein Gehirn den Willen zum Fingerheben hat und nicht er selbst.
Na toll, dann sagst halt, dass so ein Input ja ganz schön komplex ist, so dass man gar nicht konkret nachvollziehen kann, wie er politische Einstellungen bestimmt. Da helfen dann aber auch nicht mehr Soziologie oder Psychlogie, die die Existenz (nicht bloß eingebildeter) Zwecke voraussetzen.
Auch das Erkennen ist eine Handlung, die man will oder nicht. Wäre alles Handeln, also auch alle Bewusstseinsvorgänge, komplett determiniert, gäbe es keine Erkenntnis, sondern nur Bewusstseinsinhalte, die halt gerade so oder so sind.El hat geschrieben:Als falsch empfinden kann man etwas natürlich trotzdem, nur kann man den handelnden nicht dafür verantwortlich machen, dass er so handelt wie er es tut.Zerebralzebra hat geschrieben: Und dabei kommst du ja gar nicht ohne die nichtphysiologische Dimension gesellschaftlicher Normen aus - z. B. indem du die moralische Forderung aufstellst, Handlungen nicht moralisch zu beurteilen, weil man dem angeblich determinierten Menschen damit Unrecht täte. Das ist ein Widerspruch.
Du machst dir aber dennoch Gedanken, wie man die Gesellschaft besser einrichten könnte. Z. B. findest du nicht(unterstelle ich mal einfach so), dass der Input, der von der Schule ausgeht, einen beliebigen Inhalt haben könnte. Auf jeden Fall hast du anscheinend den Zweck, Leute mit Argumenten davon zu überzeugen, dass sie determiniert sind (und nicht etwa bloß durch Manipulation ihres Gehirns glauben zu machen).
Etwas einsehen und erkennen ist subjektive Tätigkeit, die Freiheit voraussetzt.
Die Hirnphysiologen kommen bei ihren Erklärungen ohne moralische Schlüsse aus, weil die nicht zu ihrem Gegenstandsbereich gehören. Und warum relativierst du deine Meinung so? Ist es dir egal, ob Menschen fälschlicherweise verantwortlich gemacht werden?El hat geschrieben:Und das mit dem ohne moralische Schlüsse auskommen: Die Hirnphysiologie kommt selbstverständlich ohne sie aus, das ist nur meine persönliche Meinung, die aber nicht zu der Aussage an sich gehört.
Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass du von dem Determinismus gar nicht so überzeugt bist wie du sagst, dass es dir nicht um Wahrheit geht, sondern bloß um die Virtuosität im Argumentieren - egal, welche These es zu verteidigen gilt.